Liebe Forengemeinde,
Wie alt seid ihr eigentlich?
Und wie alt fühlt ihr Euch?
Ich habe das Gefühl, seit meinem 23. Lebensjahr kaum gealtert zu sein. Gut, der Bauch hat schon dünnere Zeiten erlebt, meine Haare schon dunklere und mein Rücken schon schmerzfreiere, aber im Kopf fühle ich mich immer noch wie 23.
Jedenfalls meistens (57) …
Es sei denn, ich entschliesse mich mal wieder dazu, eine der vielen Diskotheken aufzusuchen, um das Tanzbein zu schwingen. Dann kann es ganz schnell sein, dass ich mich alt fühle. Während andere Partygäste Bewegungen vollführen, bei denen sie von Moves (gesprochen Muhfs) reden und die für mich genauso utopisch anmuten wie die Stellungen 23 bis 116 aus dem Kamasutra, schmerzen mir allein vom blossen Beobachten die Knochen.
Doch nicht nur körperliche Unterschiede zeigen mir sehr deutlich, dass ich älter geworden bin. Auch die Einstellung zu manchen Dingen lassen mich eher als Vaterfigur, wenn nicht sogar als Opa, erscheinen. Da stehen junge Mädchen bei sieben Grad unter Null in der Warteschlange und haben nichts weiter am Körper als einen etwas breiteren Gürtel, von dem sie meinen, es sei ein Rock, und ein glitzerndes Oberteil, bei dem man nicht viel Fantasie braucht, um sich den Rest vorzustellen.
"Kind, zieh’ Dir doch wenigstens eine Jacke an", höre ich mich sagen. Und das Mädchen dreht sich um und erwidert "Was denn? Zu sexy, oder was?". Immer diese Provokation. War ich in dem Alter etwa auch so? Ja, klar. Ich war laut, ich war frech und stand auch häufig genug nur im T-Shirt vor einer Diskothek.
Ich erinnerte mich neulich an diese Zeiten und dachte: Das hab’ ich doch heute auch noch drauf. Also zwängte ich mich in ein ultra hippes Shirt, mit dem festen Vorsatz, den ganzen Abend den Bauch einzuziehen, holte meine verwaschene Jeans in der Grösse "Uhh, zu eng" aus dem Schrank und stellte mich bei minus acht Grad vor einen Club, in dem ich schon früher gute und lange Abende verlebte. Doch ich musste einsehen, dass meine Zeit des regelmässigen Abtanzens vorbei ist. Ich stand eine Stunde an, es schneite, ich bibberte und spielte schon mit dem Gedanken wieder den Heimweg anzutreten.
Doch diese Entscheidung musste ich nicht mehr selber treffen, denn an der Tür stand ein grosser Sicherheitsbeauftragter, vier Meter hoch, drei Meter breit, und beschied mit mit einem mitleidigen Lächeln "Du kommst heute nicht rein, nur Stammgäste."
Obwohl ich mich auf meine warme Couch, die Fernbedienung und eine Tüte Chips freute, war ich gleichzeitig angefressen. Was hatte ich falsch gemacht? Ich fühlte mich doch jung, hatte tolle teure Klamotten an und meine Jacke extra im Auto gelassen. Beim Blick an mir herunter fiel es mir jedoch wie Schuppen aus den Haaren. Man kann nun mal nicht eine Stunde lang den Bauch einziehen und die Hose sass an mir wie die Pelle an der Fleischwurst. Niedergeschlagen trottete ich in die Tiefgarage zu meinem Auto und machte kurz bevor ich einstieg noch einen kleinen "Muhf", so wie ich ihn vor zehn Jahren auf der Tanzfläche gemacht hatte. Ich wollte wenigstens erzählen können, dass ich tanzen war.
Und am Ende der Drehung mit dem leichten Kick nach vorne passierte es: Die Jeans verabschiedete sich mit einem leisen "Rrrrritsch" und gab meinem Hintern ein wenig mehr Platz zum Atmen. Zum Glück stand ich allein im Parkhaus und nicht im überfüllten Club.
Was ich im Endeffekt damit sagen will? Na, denkt mal drüber nach :zw: !
Gruss, Cujo.