Aus dem Hamburger Abendblatt vom 27.12.2004
Lohndumping - ein Sicherheitsrisiko?
Lohndumping im Bewachungsgewerbe wird zur Gefahr für die Sicherheit, warnen
jetzt die Gewerkschaft Ver.di, Hamburger Betriebsräte mehrerer Wachgesellschaften und der Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen (BDWS). Denn: Viele Wachleute seien auf Grund niedriger
Löhne gezwungen, so viel zu arbeiten, daß allein die Übermüdung zu Fehlern
führen werde.
"Das Problem", so Sabine Bauer von Ver.di, "ist, daß die Niedriglöhne im Bewachungsgewerbe durch Kundendruck und den starken Konkurrenzkampf so weit
gedrückt wurden, daß es völlig normal ist, daß ein Wachmann heute zwischen 240
und 260 Stunden pro Monat arbeitet." Wenn statt der in Hamburg tariflich vereinbarten 6,10 Euro brutto pro Stunde jedoch nur der Thüringer Lohn von 4,32
Euro oder noch weniger gezahlt werde, reiche nicht einmal diese lange Arbeitszeit aus, eine Familie zu ernähren.
"Unter solchen Bedingungen ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Qualität
leidet. Gleichzeitig werden renommierte, seriöse Unternehmen kaputtgemacht",
warnt Axle Kleinwächter (43), Betriebsrat bei Securicor, einem der größten
Unternehmen der Branche.
"Wir fordern schon lange die Einhaltung der als allgemeinverbindlich geltenden
Tarifverträge", sagt BDWS-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok. "Leider halten
sich gerade die öffentlichen Unternehmen immer weniger daran. Wenn man dann, wie in Hamburg geschehen, ausgerechnet für das Polizeipräsidium einen Billiganbieter nimmt, ist das ärgerlich."
Tatsächlich steht das Unternehmen, das das Präsidium von Januar an bewacht,
wegen seiner Löhne schon länger in der Kritik. Doch die Finanzbehörde hat keine
Bedenken. "Bestandteil des Vertrags war eine Tariftreueerklärung", so Behördensprecher Maik Woywod. Kab (Hamburg Abendblatt, 27.12.04)