Hallo, ich bin durch die mündliche Prüfung durchgefallen.
Ich bin nicht sehr enttäuscht, da ich die Sachkunde nur für ein besseres Verständnis gemacht habe, weil ich in einem anderen Bereich arbeite, aber sehr eng mit unserer Security zusammen. Ich hatte etwas freie Zeit und wollte mich weiterbilden.
Ich war sehr überrascht darüber, dass in der mündlichen Prüfung ausschließlich Inhalte abgefragt wurden, bei denen erwartet wurde, dass man diese auswendig aufsagt. Antworten zu Fragen wie „was ist Selbstwert?“ hab ich natürlich mal gelesen, hab aber nicht erwartet, dass ich alle vier Säulen aus dem es sich zusammensetzt frei benennen können muss. Lautes nachdenken war nicht erwünscht und wurde sofort unterbrochen (zum Beispiel wenn mir ein Wort nicht eingefallen ist und ich versucht habe zu beschreiben was ich meine).
Ich hatte mich beim lernen auf Fallbeispiele konzentriert, weil ich angenommen hatte, dass die mündliche Prüfung dafür da ist, gelerntes umzusetzen, Situationen richtig einzuschätzen und richtiges Verhalten und Abläufe zu erklären.
Den Kommentar von einem Prüfer „das müssen Sie aber können, weil ein Richter ganz viel Zeit hat, jedes einzelne Wort auseinander zu nehmen“ fand ich in dem Kontext auch irgendwie merkwürdig und unpassend.
Das war sein Kommentar dazu, als ich gesagt habe ich kann Ihm sagen was drin steht, aber nicht wortwörtlich wiedergeben (127 StPo). Die Schlagworte auf die es ankommt wusste ich ja.
Wir wurden immer zu zweit in den Prüfungsraum gebeten und parallel gab es noch einen Raum, wo ebenfalls jeweils zwei Leute gleichzeitig geprüft wurden.
Der Prüfling, der mit mir im Raum war, war super lieb und ich gönne es ihm auch, dass er die Prüfung bestanden hat. Allerdings konnte er sehr schlecht Deutsch und hat oft die Fragen sinngemäß nicht verstanden. Er hat immer angefangen etwas aufzusagen und wurde dann von den Prüfern unterbrochen, woraufhin er dann was anderes aufgesagt hat bis das richtige dabei war.
Zwischendurch haben sich die Prüfer laut darüber echauffiert, wenn er die Frage nicht verstanden hat und es wurde viel gestöhnt und die Augen verdreht, so als wollten sie uns aktiv damit kommunizieren, dass sie gerade nicht hier sein wollen. Das haben sie auch schon gemacht, bevor die Prüfung überhaupt richtig begonnen hat.
Es war aber auch sehr heiß und nach 15 Uhr.
Einer der Prüfer saß die ganze Zeit am Handy und war am tippen. Mir kam das super unprofessionell vor.
Ich gönne es meinem mit-Prüfling wirklich sehr, dass er die Prüfung bestanden hat, es ist sicherlich nicht leicht in einer fremden Sprache, Dinge zu lernen und dafür hat er meinen vollen und ehrlichen Respekt.
Da ich mich für die mündliche Prüfung fast ausschließlich mit Fallbeispielen beschäftigt habe, konnte ich sie unter den Umständen natürlich nicht bestehen.
Jetzt im Nachhinein kommt mir das alles aber irgendwie nicht richtig vor. Besonders das Verhalten der Prüfer gegenüber meinem mit-Prüfling ist mir sauer aufgestoßen.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass die einzelnen Prüfer als für sich alleinstehende Person unfreundlich waren, aber als sie da zusammen saßen, hatten sie eine ganz merkwürdige Gruppendynamik. Wie sie sich gegenseitig angeguckt haben oder auch gelacht, wenn einer der Prüfer eine Frage zum dritten Mal neu stellen musste, weil mein Kollege sie nicht verstanden hat.
Ich wollte mal fragen, ob ich mit meinem Gefühl hier falsch liege, dass die Prüfung so nicht ganz korrekt abgelaufen ist, oder ob das tatsächlich die übliche Vorgehensweise ist. Ich habe mich definitiv nicht ausführlich auf die Prüfung vorbereitet, es geht mir überhaupt nicht darum, mich zu beschweren, zumal es für mich ja um nichts geht weil ich den Schein für meine Arbeit nicht brauche. Aber irgendwie bin ich mit keinem guten Gefühl aus der Prüfung rausgegangen in Hinsicht auf die Atmosphäre, die dort herrschte.
Ich vermute, dass es der hohen Anzahl an Prüflingen geschuldet war, dass auf diese Art geprüft wurde, aber die Menge der Teilnehmer sollte nicht die Qualität der Prüfung bestimmen?
Sollte es nicht irgendwie darum gehen, dass man versteht, was man tut und nicht vorführt, wie schön man etwas auswendig aufsagen kann?
Sagt mir bitte ob ich falsch verstanden habe worum es in der mündlichen Prüfung geht und ich für den nächsten Versuch mehr auswendig lernen sollte oder ob ich meine Erfahrung vielleicht irgendwo mitteilen sollte.
Danke fürs lesen