Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit - Ausbildungsbeschreibung schön und gut, aber Realität ist anders?

  • Hallo,

    vorab: Ich würde mich über Antworten von denjenigen freuen, die jungen Erwachsenen wirklich einen Rat und Tipps geben möchten und können und auch ein Interesse daran haben, den jungen Menschen den "richtigen Weg" zu zeigen und sich stehts um eine sachliche Antwort bemühen. 3-Wort-Antworten sind für mich leider unbrauchbar und auch absolut nicht zielführend.



    ich habe vor eine Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit zu machen. Ich bin aktuell noch 17 Jahre und könnte ab dem 01.08.2021 eine Ausbildung machen. Einmal bei einem großen Unternehmen und einem "kleinen" Unternehmen.


    Auf diversen Websiten steht ja, was eine Fachkraft für Schutz und Sicherheit für Tätigkeiten ausübt, wie zum Beispiel Personenschutz, Geldwerttransporter, Veranstaltungen usw. Alles schön gut. Doch habe ich mich bislang bei beiden Unternehmen erkundigt und die Ausbildung findet, zumindest bei mir, bei Objekten statt, wo es mehr um den Empfangsdienst, Poststelle usw. gehen würde, also Bereiche, die mich eigentlich nur bedingt interessieren. Natürlich sind diese auch ein notwendiger Bestandteil der Ausbildung, aber ich kann mir das nicht vorstellen, dort Minimum 2 Jahre zu verbringen, ohne die Motivation zu verlieren.


    Wenn ich mich dann auf diversen Seiten weiter erkundige ( Ausbildung.de, Berufe.net usw), steht da auch drin, mit welchen Arbeitsgegenständen ich in Berührung komme (Schlagwaffen, Wärmebildkameras, Funkgeräte usw) und da frage ich mich, wie viel da wirklich an Wahrheit drin steckt? Bei einem Unternehmen sind die dortigen SIcherheitskräfte nicht mal Ansatzweise für die Verteidigung bewaffnet oder ähnlichem, geschweige denn davon, ob sie jemals auch noch irgendwas in Richtung Selbstverteidigung erlernt oder angewendet haben.


    Ich bin grundsätzlich jemand, der auch eine gewisse körperliche Herausforderung benötigt und unter diesen Umständen wäre das beim Empfangsdienst und Poststelle ja kaum gegeben, genau so wie das geringe Gefährdungspotenzial. Das Ganze sollte auch nicht Missverstanden werden, aber ich möchte auch Menschen in Not helfen. Das ist mir wichtig und liegt mir am Herzen. Zumindest auch bei Notfällen agieren zu können. Ich würde gerne in die Richtung von Geldwerttransportern, Kontroll und Interventionsdienst usw gehen. da ich mir das auch durchaus spannender vorstelle.



    Daher habe ich folgende Fragen, um mir ein reales Bild von dem Beruf machen zu können, denn so manches, wie es beschrieben wird, scheint es ja nicht zu geben. Ich muss auch dazu sagen, dass ich ursprünglich mal zur Polizei wollte oder auch zum Rettungsdienst wollte, aber im Bezug auf den Rettungsdienst fehlt mir die tatsächliche Gefahrenabwehr, da ich ja Personen schützen möchte, deren Hab und Gut usw. Und ja ich weiß, dass das auch nicht die Polizei ist und ich auch keine Hoheitsrechte habe, sondern ausschließlich die jedem zur Verfügung stehen Rechte anwende / verwende. Mir geht es vor allem darum, eine Alternative zu finden.



    Daher folgende Fragen:


    - Ist es in der Ausbildung üblich, überwiegend oder ausschließlich Empfangsdienst, Poststelle und alles in die Richtung gehende zu machen?

    - Ist der Umgang und das Erlenen mit (Selbst-)Verteidigungswaffen eine Vorgabe für eines jeden Betriebes?



    Dann ein paar allgemeine Fragen:


    - Ist es möglich, dass man während der Ausbildung sein Fachabitur machen kann? Hat dazu jemand Erfahrung machen können?

    - Welche Qualifikationen bringen einen Im Sicherheitsunternehmen weiter oder was bringt mich im Allgemeinen weiter?

    - Worauf sollte ich bei Unternehmen achten, wenn diese auch Ausbilden und ich von diesen ausgebildet werden möchte?

    - Würden Sie jungen Menschen diese Ausbildung empfehlen oder auch ihren Kindern, falls Sie welche haben? (UNabhängig vom Abschluss, in meinem Fall sind die schulischen Voraussetzungen sogar besser als der oftmals geforderte Hauptabschluss)

    - Haben Sie eventuell noch wichtige Informationen für mich, die sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben würden?



    Ich hab auch schon zahlreiche Videos gesehen (Br-Alpha: ;,ich mach´s oder auch von ,,Kai Deliomini", bin aber weiterhin auch nicht abgeneigt, mir weitere anzusehen.



    Ich möchte auch nicht missverstanden werden: Ich freue mich durchaus auch auf die Ausbildung, aber im letzten Moment kommt dann doch noch die ein oder anderen Fragen. Gerne freue ich mich auch über Erfahrungsberichte von Personen ,die die Ausbildung absolviert haben.




    Falls Sie es bis hierhin geschafft haben, bedanke ich mich für das Lesen des neu erstellen Themas. Ich hoffe, dass die Ernsthaftigkeit des Themas auch zur Geltung kommt. Ich bedanke mich vorab. Anbei möchte ich Ihnen durch die Corona-Zeit alles erdenklich gute wünschen. Ich hoffe, dass sie alle gesund bleiben!

  • Angus

    Hat das Thema freigeschaltet
  • Ist es in der Ausbildung üblich, überwiegend oder ausschließlich Empfangsdienst, Poststelle und alles in die Richtung gehende zu machen?

    -Nein, ist es nicht. Es sollten alle Themen und Bereiche des Berufsbilds während der Berufsausbildung durchlaufen bzw. vermittelt werden. Meist dient die Ausbildung lediglich als Quell günstiger Mitarbeiter bzw. werden die Auszubildenden verheizt.


    Ist der Umgang und das Erlenen mit (Selbst)Verteidigungswaffen eine Vorgabe für eines jeden Betriebes?

    -Nein, ist es nicht. Stellen Sie sich die Frage ob Sie bewaffnet für ein relativ geringes Handgeld arbeiten möchten? Falls ja, warum nicht zur Bundeswehr, Polizei oder klassisch zur Mafia?


    Ist es möglich, dass man während der Ausbildung sein Fachabitur machen kann? Hat dazu jemand Erfahrung machen können?

    -Theoretisch ist alles möglich, praktisch hängt es von Ihnen ab.


    Welche Qualifikationen bringen einen Im Sicherheitsunternehmen weiter oder was bringt mich im Allgemeinen weiter?

    -In Sicherheitsunternehmen bringen Sie u.U.folgende Qualifikationen weiter:

    Berufliche Ausbildung (Fachkraft für Schutz und Sicherheit, nicht die Servicekraft!)

    Berufliche Fortbildung (IHK geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft bzw. Meister für Schutz und Sicherheit)

    Berufliche Qualifizierung (VdS leitende NSL-Fachkraft bzw. NSL-Fachkraft)

    Studium (Sicherheitsmanagement, Sicherheitstechnik)


    Worauf sollte ich bei Unternehmen achten, wenn diese auch Ausbilden und ich von diesen ausgebildet werden möchte?

    -Das ist nicht leicht zu beantworten. Recherche im Internet z.B. Kununu, Google-Rezensionen usw. Das beste wäre mit Azubis und Ausbildern des Unternehmens zu sprechen


    Würden Sie jungen Menschen diese Ausbildung empfehlen oder auch ihren Kindern, falls Sie welche haben? (UNabhängig vom Abschluss, in meinem Fall sind die schulischen Voraussetzungen sogar besser als der oftmals geforderte Hauptabschluss)

    -Nein, ich würde unbedingt davon abraten. Wenn Ihnen die Gesundheit, Familie, Freunde und Nerven etwas wert sind, dann lassen Sie die Finger davon.


    Haben Sie eventuell noch wichtige Informationen für mich, die sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben würden?

    -Erlernen Sie einen vernünftigen Beruf oder machen Sie weiter Schule und Studium.

  • Hallo,


    die Ausbildung würde ich nicht unbedingt machen. Das heißt aber nicht dass man bei Interesse nicht in der Branche mal arbeiten sollte. Aber, wenn man in schwieriges Terrain hinein will, muss man sich vorher Gedanken machen, wie man wieder raus kommt. Und beim Verhandeln von Arbeitsbedingungen kommt es nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage auch darauf an, welche anderen Möglichkeiten man hat.


    Auch in dieser Branche wird automatisiert werden, was elektrisch/elektronisch automatisiert werden kann und die meisten Jobs der Branche werden aus meiner Sicht auf der Ebene einer Kraft mit Sachkundeprüfung vergeben und bezahlt. Bezahlt wird nach Tätigkeit/Stelle und nicht nach Abschluss. Geldtransporte werden weniger werden und dafür braucht man wirtschaftlich betrachtet keine Fachkräfte sondern angelernte Kräfte, wie in vielen anderen Tätigkeiten der Branche auch.


    Eine zweijährige Ausbildung zum Industrie-Elektriker (zugelassene Elektrofachkraft) und eine Sachkundeprüfung mit anschließender Tätigkeit im Bewachungsgewerbe bringen Dich wahrscheinlich auf's selbe Gehalt wie eine Fachkraft für Schutz und Sicherheit und in dieselbe Tätigkeit in kürzerer Zeit.


    Danach kannst Du dann auch noch mal ohne größere Probleme raus aus der Branche oder dort weiter machen (Fortbildung GSSK oder Meister) oder beides im Bereich Sicherheitstechnik kombinieren. Anstatt Fachabitur bietet sich eher staatl. gepr. Techniker oder staatl. gepr. Betriebswirt an. Dann hast Du ohnehin die Studienberechtigung und evtl. Fachabitur und eine etablierte und gefragte Fortbildung - auch wenn es in Vollzeit ein Jahr länger dauert.


    Einige Berufsfeuerwehren bzw. Städte bieten auch für den Nachwuchs die Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann an oder andere Direkteinstiege. Bundeswehr kann auch o. k. sein, wenn man Selbstdisziplin hat oder lernen will.


    Arbeiten mit Handschellen, Schlagstock, Waffen, etc. ist außerhalb von Behörden ein sehr heikles Thema. Grob gesagt: Beim Vorliegen der Voraussetzungen dürfen Behördenmitarbeiter solche einsetzen. Es ist ihnen erlaubt oder sie sollen es. Wenn etwas nicht ganz stimmt, haben diese noch zweite Ebene der Rechtfertigung durch Notwehr, Nothilfe, Notstand, etc. Ein Wachmann u. a. haben die erste Ebene erst gar nicht (Gewaltmonopol des Staates). Es steht dann nur die Rechtfertigung zur Verfügung. Wenn die nicht greift, ist man sehr schnell in einer Straftat, abgesehen von der möglichen Verpflichtung zur Zahlung von viel Geld als Schadenersatz.


    Gruß


    P. S. Du schreibst ziemlich fehlerfrei und fragst gezielt. Falls Du in Wirklichkeit Journalist und kein Jugendlicher bist und Material für einen Artikel suchst, darfst Du meine Info nutzen, wenn Du 150 EUR an die Flutopfer spendest.

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