• Ich grüße euch liebe Forenmitglieder,


    mich würde es brennend interessieren, ob Ihr einen Betriebsrat in der Firma habt oder ob ihr denn privat in Gewerkschaften organisiert seid. Wie z.B. - Ver.di oder die EVG/GDL, falls das der Fall sein sollte, könntet Ihr mir dann erfahrungsgemäße Infos geben ob sich denn ein Beitritt in dieser Branche lohnt? Gibt es spezielle Gewerkschaften, bei denen der Fokus nur auf die Sicherheitsbranche liegt?


    Ich hätte diese Infos ebenfalls aus dem Web ziehen können, jedoch interessieren mich eher die Erfahrungswerte eurerseits.


    Danke! :)

  • Moin,


    Ich kann da leider nur oberflächliche Erfahrungen wiedergeben.


    Einen Betriebsrat haben wir, da unsere Firma weit über 1000 Mitarbeiter zählt.

    Ich persönlich habe mich zwei mal wegen kommunikativer und innerbetrieblicher Differenzen an ihn gewandt - die Kollegen sind äußerst engagiert, aber bewirken rein gar nichts.

    Eine gute Rechtsschutz-Versicherung und einen erstklassigen Anwalt halte ich, nicht erst seitdem, für deutlich sinnvoller.


    Ich bin in der verdi - hier bei uns handelt es sich dabei um eine unglaublich schlecht organisierte Gewerkschaft. Wozu sie ein (riesiges) Gebäude in Niedersachsens Hauptstadt Hannover haben, weiß ich nicht - sie sind telefonisch kaum, und persönlich / via Email gar nicht zu erreichen, bzw antworten nicht.

    Informationen zu Streiks (gab es da überhaupt jemals welche??), Versammlungen, oder ähnliches habe ich noch nie bekommen.

    Soweit ich weiß, haben sie im Gegensatz zur relativ unbeliebten Gewerkschaft GÖD (die soll sich angeblich sehr stark für die Arbeitgeber einsetzen) auch nichts brauchbares erreicht für die Sicherheitsbranche innerhalb der letzten Jahre.


    Warum ich trotzdem in der verdi bin?

    Ich weiß es nicht. Vielleicht wegen dem zusätzlichen, kostenlosen Rechtsschutz.

    Das wäre dann aber auch der einzige Grund.

  • Hey,


    auch wir haben einen Betriebsrat und ich sehe diesen Zwiespältig an.


    Auf der einen Seite bin ich auch Arbeitnehmer und kann hier auf Hilfe "hoffen" aber auf der anderen Seite kommt es auch immer wieder darauf an wer der Betriebsrat selbst ist.

    Ja, der AN wird vertreten und soll zu seinem Recht kommen aber gibt es durch manchen Betriebsrat eine generelle Ablehnung der Führungskräfte und deren Versuch das Unternehmen bei den Kunden zu schützen.


    Echt schwierig dies richtig zu beurteilen aber außer nette Gespräche hat es bisher für mich als AN nichts gebracht.

    Mancher BR ist auf Grund der Stellung (unkündbar bzw. schwer kündbar) in einer Art Gottmodus / Machtstellung dem AG gegenüber und alles ist schlecht.

    Kann dich der vermittelnde BR als Führungskraft nicht leiden (geht schnell da FK meist eher das Unternehmerdenken vertritt) dann hat man oftmals keine Möglichkeit der Wendung in gewissen Fällen.


    Zum Schluss wird oft jede Seite der Medaille betrachtet und der BR ist dann der Mediator.


    Verdi ist da eine Gewerkschaft in der Branche aber ich bin kein Mitglied da.

    Gewerkschaften sind wichtig für die Durchsetzung von Tariferhöhungen und der Verbesserungen von Arbeitsbedingen (sehr wichtig) aber auch hier fehlt oftmals das gesunde Mittelmaß.


    Ich empfehle auch eine Rechtsschutz und auch den gesunden Menschenverstand bei Problemen das offene Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen.

    Diese wissen relativ häufig nicht von Problemen welche da so vor sich hinbrodeln.


    Tom

  • Servus,


    ich bedanke mich für eure Ausführlichen Berichte. Ich kann auch aus Erzählungen diverser Kollegen aus meiner Firma erzählen. Mein AG hatte ebenfalls einen Betriebsrat installiert. Jedoch bestand dieser aus den EL selber, da stellt sich mir die Frage, ob denn ein Betriebsrat denn so sinnvoll ist? Im Prinzip meldet man sich bei dem Betriebsrat um bestehende Probleme mit den Vorgesetzten zu klären. Nun ist das nicht ganz produktiv, wenn Chefs da selber hocken.


    Gibt es denn irgendeine Klausel oder sonstiges, die dem "Chef" verbietet selber im Betriebsrat zu sein? Ich hätte mir vorgestellt, dass die Ver.di oder sonstige Institutionen eigene MA einstellen um so eine Neutrale, aber jedoch AN orientierte Basis aufzubauen.

  • Mit Betriebsrat & Co kenne ich mich wenig aus, allerdings bin ich ziemlich sicher, dass erstens jeder dafür kandidieren kann, und zweitens, dass die Angestellten einer Firma diesen dann auch wählen können

    Das wiederum wirft zwei Fragen auf:

    Erstens, warum kandidiert niemand von der normalen Belegschaft dafür?

    Und zweitens, warum wählt keiner jemanden aus der Belegschaft, falls es Kandidaten gab?


    Insgesamt finde ich den Betriebsrat schon gut.

    Wird jemand entlassen, muss (oder soll?) vorher der Betriebsrat eingebunden werden.


    Bei Problemen mit dem Chef oder sonstigen Vorgesetzten darf man halt nicht vergessen, dass auch die Mitglieder des Betriebsrates Mitarbeiter dieser Firma sind. Sie werden jetzt wohl eher keinen Vernichtungsfeldzug gegen ihre Firma oder deren Vorgesetzte führen.

    Es gibt sicher sehr engagierte Betriebsräte, aber - ausschließlich meiner Erfahrung nach - viele von denen sind offensichtlich auch einfach nur an den Vorteilen interessiert, die solch eine Position so mit sich bringt.


    Gewerkschaften hingegen finde ich gut und äußerst wichtig.

    Nicht die verdi - die ist insgesamt zu aggressiv / zu wenig diplomatisch, zu chaotisch, und sie hat mir persönlich zu viele Kritikpunkte bei Wikipedia 😬

    Aber insgesamt bin ich sehr froh, dass es sowas in unserem Land gibt.

  • Falls die Frage mit der Kandidatur auf meine Firma bezogen ist, kann ich so viel sagen, dass einfach erstens nur wirklich wenig Personen in Frage kommen. Zumal, kann ein gewisser Anteil der Kollegen einfach kaum deutsch. Die sprachliche Barriere ist schon mal ein Ausschlusskriterium. Wiederum die Kollegen, die dazu geeignet wären, sind schlichtweg zu faul. Nach mancher Aussagen, möchten sie sich nunmal mit keinen Problemen dritter beschäftigen, was auch zu respektieren ist. Die Idee des Betriebsrat finde ich wahnsinnig gut, trotz wirklich sehr schlechter Erfahrung aus der Vergangenheit!


    Bezüglich der Ver.di, hatte ich mich vor Tagen interessehalber informiert. Es gibt eine Page nur für die Sicherheitsbranche, jedoch war die Seite tage lang nicht aufrufbar! Nicht wirklich seriös. Trotz dessen, wäre ich prinzipiell für eine Mitgliedschaft offen.


    Naja, der Betriebsrat wurde „abgeschafft“. Lag höchstwahrscheinlich an der Fehlbesetzung. :)

  • Moin.


    Erstmal: ich hab frei.

    Zweitens: ich hab vier Tage frei.

    Ich finde, das sollte die Welt wirklich wissen.


    Auch ganz wichtig:

    Zitat

    Falls die Frage mit der Kandidatur auf meine Firma bezogen ist, kann ich so viel sagen, dass einfach erstens nur wirklich wenig Personen in Frage kommen.


    Ja, war sie. Hab vergessen zu zitieren, weil heute Nacht wieder viel los war, sorry.

    Ich mochte Freitagse noch nie.


    Gewerkschaften sind schon gut, und auch wenn die verdi sicher nicht sehr seriös wirkt oft - ich kenn mich da zu wenig aus, um eine andere zu empfehlen.


    Die GÖD soll ja stark christlich veranlagt sein - da bin ich schon mal raus. Auch wenn wir in Niedersachsen denen unseren Tarifvertrag zu verdanken haben.

    Und mehr kenne ich für unsere Branche auch nicht.


    So. Jetzt ist gleich Netz weg, ich bin im Zug.

    Schönes Wochenende noch, bis später dann mal :thumbup:

  • Ich müsste nachlesen aber bei uns geht eine Mitgliedschaft nur bis Bereichsleiter möglich.

    Leitende Angestellte dürfen nicht im Betriebsrat sein und daher muss der Bereichsleiter dann entscheiden was er machen will.


    Hier mal ein Artikel dazu:

    https://www.betriebsrat.de/new…eitende-angestellte-20572


    Bei uns sind auch Einsatzleiter in den Betriebsräten und das funktioniert ganz gut.

    Geht es natürlich um den EL selbst als Betroffener dann wird natürlich ein anderer Ansprechpartner ausgewählt. > Alles auf Vertrauensbasis.


    Aber hierzu habe ich meine eigene Meinung und meide daher mit einigen Themen den BR.

  • "EL sollte kein BR sein, u.U. beißt sich die Katze selbst in den Schwanz."


    Ganz genau.

  • Zitat

    EL sollte kein BR sein, u.U. beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.

    Sehe ich anders :P

    Der Betriebsrat sollte im Idealfall eine demokratische Funktion erfüllen, und dazu gehört eben auch, dass sich absolut jeder dafür bereitstellen lassen kann und darf - auch EL (Einsatzleiter), und von mir aus auch Abteilungsleiter oder sogar Geschäftsführer.


    Warum?


    Weil dadurch - ich bleibe mal beim Beispiel Einsatzleiter - diese in Konfliktprozesse direkt involviert werden können, und die Problematik bei einer Besprechung des betreffenden Problems evtl besser mitbekommen.

    Außerdem haben Einsatzleiter nicht selten den besten Bezug und Einfluss auf andere Einsatzleiter, und das kann durchaus hilfreich und förderlich sein.


    Wenn es direkt um Probleme mit eben diesem Einsatzleiter geht, klar, dann muss er sich eben raus halten. Aber nicht selten hat man eben auch Probleme mit normalen Kollegen, die vielleicht auch Mitglied des Betriebsrates sind.


    Eine funktionierende Demokratie ist unglaublich wichtig, finde ich, und dazu gehört eben auch, niemanden von vornherein auszuschließen oder kritisch zu betrachten. Unabhängig vom Einsatzbereich oder Status.

  • Der Einsatzleiter fordert von mir die 20. Schicht, die dann gleichzeitig auch noch eine Doppelschicht ist weil ein Kollege kurzfristig ausgefallen ist, meinen Urlaub zu verschieben wegen einem Krankheitsfall und dann natürlich noch einen kurzen Wechsel, und was sagt dann der Betriebsrat in ihm?

  • Wünschen darf man sich ja viel.

    Da ich nicht denke, dass der Betrieb in eine existenzielle Notlage gerät, wenn man dem Wunsch des Dienstleiters nicht folgt, wäre es meines Wissens nach auch rechtlich ohne Konsequenzen, dies abzulehnen.


    Sollte der Betriebsrat hier nicht unterstützend mitwirken - und das hat meiner Meinung nichts damit zu tun, ob auch Einsatzleiter im Betriebsrat sind oder nicht - dann ist der Betriebsrat als ganzes kein demokratisch gesundes Organ mehr.


    Für jemanden auch mal kurzfristig einzuspringen, halte ich gelegentlich für ok.

    Aber eine Doppelschicht?

    Ein absolutes No-Go, was sich bei uns noch nicht mal jemand zu fragen trauen würde.


    Wenn dann eine komplette Schicht ausfällt, zeugt das nur von der Unfähigkeit der Einsatzleiter, nicht von einer eventuellen Arbeitsunwilligkeit der Mitarbeiter.


    Ich würde so etwas definitiv nicht machen.

    Ausnahme: man berechnet mir drei vollständige statt nur zwei Schichten auf dem Lohnzettel für diesen Tag. Vorherige schriftliche Bestätigung vorausgesetzt.

    Der Einsatzleiter kann ja einen fiktiven Tag auf dem Dienstplan eintragen, um lästige Erklärungen mit dem Lohnbüro zu vermeiden.

    So kenne ich es jedenfalls.


    Nachtrag: ach ja, und wegen der Frage...

    Zitat

    [...] und was sagt dann der Betriebsrat in ihm?

    ...es sind ja sicherlich noch weitere Mitarbeiter im Betriebsrat. Auf eine vereinzelte Meinung kommt es im Zweifelsfall also nicht an, wobei hier zusätzlich noch "Befangenheit" im Spiel ist.

    Er müsste sich in solchen Fällen also auch mal zurück halten und sich im Idealfall auch überzeugen lassen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Admirandus () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler / Android Automatische Korrektur verbessert Zweiter Edit: Nachtrag hinzugefügt

  • "Der Einsatzleiter fordert von mir die 20. Schicht, die dann gleichzeitig auch noch eine Doppelschicht ist weil ein Kollege kurzfristig ausgefallen ist, meinen Urlaub zu verschieben wegen einem Krankheitsfall und dann natürlich noch einen kurzen Wechsel, und was sagt dann der Betriebsrat in ihm?"


    Nein musst du nicht. Nicht mal begründen musst du das, ist kein existentieller Notfall sondern Unternehmerrisiko. Das Unternehmen sollte über einen Springer verfügen bzw. ausreichend Personal zur Verfügung stellen.


    Hatte mal folgende Situation: 520 Std. zeitlicher Umfang im Monat für ein Objekt im Wechseldienst, besetzt mit nur 3 Personen. Heute weiss ich warum ich 7 Tage arbeiten musste und jeden Tag Dienstplanänderung war. Es waren mindestens 2 Personen zu wenig da. Mit solchen Tricks wird dann Reibach gemacht. Die Mitarbeiter werden krank usw.

  • Das war von mir keine Frage, sondern die Einstellung darüber, ob ein Einsatzleiter auch im Betriebsrat sein sollte.

    Und aus meiner bisherigen beruflichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass wenn es diese Kombination doch einmal gegeben hat, der Einsatzleiter fast immer gewonnen hat, und das zum Nachteil des Mitarbeiters.

  • Zitat

    Und aus meiner bisherigen beruflichen Erfahrung kann ich nur sagen, dass wenn es diese Kombination doch einmal gegeben hat, der Einsatzleiter fast immer gewonnen hat, und das zum Nachteil des Mitarbeiters.

    Ich hab es etwas anders erlebt: einer unserer Einsatzleiter war im Betriebsrat, und er war in der Tat deutlich zugänglicher für die Probleme der Mitarbeiter, obwohl er in seiner Position als Einsatzleiter eben manches mal in Konflikt damit stand.


    Letztendlich hat er sich dann verständlicherweise nicht mehr wiederwählen lassen und ist nun kein aktives Mitglied mehr.

    Er ist immer noch DER beste Einsatzleiter überhaupt, aber generell haben wir bei uns ohnehin keine sonderlich kritikwürdigen Aktionen gegenüber den Mitarbeitern - zumindest habe ich davon nichts mitbekommen bisher.


    Besonders zurückhaltend und schüchtern darf man allerdings auch bei uns nicht sein: nichts sagen wird fast immer zum Vorteil der Firma gedeutet.


    In Firmen mit drei oder weniger Einsatzleitern sehe ich aber auch eine wachsende Problematik bezüglich Eigeninteresse, dass ist wohl wahr.

    Je öfter sich Menschen zur selben Zeit im gleichen Raum aufhalten, umso größer ist oftmals auch deren Zusammenhalt - was nicht immer positiv ist, für Außenstehende.

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