Notwendigkeit einer Pflichtausbildung in Erster Hilfe für den privaten Sicherheitsdienst

  • Angesichts der zunehmenden Verantwortung, die private Sicherheitsdienste in unserem Alltag übernehmen, stellt sich die Frage, ob eine verpflichtende Ausbildung in Erster Hilfe oder sogar erweiterte Kurse für diese Berufsgruppe notwendig sind. Sicherheitspersonal ist oft als Erstes vor Ort bei Notfällen, sei es in Einkaufszentren, bei Veranstaltungen oder in öffentlichen Gebäuden. Ihre Fähigkeit, effektiv auf medizinische Notfälle reagieren zu können, könnte entscheidend für das Überleben oder das Wohlbefinden einer Person sein.

    Die Idee einer Pflichtausbildung stützt sich auf mehrere Kernargumente:

    1. Erhöhung der öffentlichen Sicherheit: Ausgebildetes Sicherheitspersonal kann in kritischen Momenten lebensrettende Maßnahmen einleiten, bevor das medizinische Fachpersonal eintrifft.
    2. Professionalisierung der Branche: Eine standardisierte Erste-Hilfe-Ausbildung könnte die Qualität und das Ansehen privater Sicherheitsdienste verbessern.
    3. Rechtliche Klarheit: Eine verpflichtende Ausbildung schafft einheitliche Standards und reduziert die Haftungsrisiken für Sicherheitsunternehmen.
    4. Moralische Verpflichtung: Als Ersthelfer in Notsituationen handeln zu können, ist nicht nur eine professionelle, sondern auch eine ethische Verantwortung.

    Es geht nicht darum, das Sicherheitspersonal in medizinische Experten zu verwandeln, sondern ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um in Notfallsituationen adäquat reagieren zu können. Angesichts ihrer Schlüsselrolle in der öffentlichen Sicherheit erscheint eine solche Ausbildung nicht nur sinnvoll, sondern notwendig.


    Vor dem Hintergrund der diskutierten Argumente möchte ich die Community fragen: Welche Erfahrungen habt ihr mit Erster-Hilfe-Kursen im Rahmen eurer Tätigkeit im privaten Sicherheitsdienst gemacht? Glaubt ihr, dass eine verpflichtende Ausbildung den Anforderungen der Branche gerecht wird, oder gibt es andere Fähigkeiten, die stärker in den Fokus gerückt werden sollten?


    Freue mich auf Euer Feedback.

  • Welche Erfahrungen habt ihr mit Erster-Hilfe-Kursen im Rahmen eurer Tätigkeit im privaten Sicherheitsdienst gemacht?

    Ich habe bisher nur in den etwas spezielleren Segmenten der Sicherheitsbranche gearbeitet, wo erweiterte, sicherheitsdienstleistungsspezifische Ersthelferkenntnisse Quasi-Standard sind.

    Das finde ich wichtig und richtig. Für sich selbst und für Dritte.


    Für ein paar Jahre waren sogar deutlich über die "üblichen" Erste-Hilfe-Kurse hinausgehende Ersthelferkenntnisse verpflichtender Bestandteil eines kohärenten, recht umfangreichen Ausbildungs- und Zulassungskonzeptes (siehe §31 GewO) für einen (zugegebenermaßen recht kleinen) Teil der Branche.


    Ich fand das dortige Zulassungsverfahren interessant und gut und es hätte eine potentielle Blaupause für eine vergleichbare Zulassungsvoraussetzung für den allgemeinen Sicherheitsbereich werden können, aber man hat sich da leider für "Managementsysteme" und 08/15-"Zertifizierungen" entschieden, die nur Papier erzeugen statt die tatsächliche Qualifikation der Mitarbeiter zu beeinflussen. Eine vertane Chance.


    Glaubt ihr, dass eine verpflichtende Ausbildung den Anforderungen der Branche gerecht wird, oder gibt es andere Fähigkeiten, die stärker in den Fokus gerückt werden sollten?

    Ob Pflicht-Kurse unter den aktuellen Bedingungen der Sicherheitsbranche die Lösung sind, wage ich zu bezweifeln, hierfür müsste sich neben diesen Kursen auch noch vieles anderes in der Branche ändern (siehe oben). Die Kundschaft, die "Sicherheit" nur als Pflicht-Checkbox mit minimalsten Kosten abhaken will, wird das nicht begeistern und die zusätzlichen Kosten werden dann auf den Rücken der Schwächsten, in dem Fall die Mitarbeiter, eingespart und die nächsten Tarifrunden sind dann wieder ähnlich dramatisch/traurig wie aktuell.




    Dass gut ausgebildete Mitarbeiter ein Qualitätsmerkmal sind und Firmen, die in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter investieren die sind, die man als Partner haben möchte, wird sich vermutlich nur in einer relativ kleinen Sparte der Sicherheitsbranche durchsetzen.



    Es geht nicht darum, das Sicherheitspersonal in medizinische Experten zu verwandeln, sondern ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um in Notfallsituationen adäquat reagieren zu können.

    Dazu wäre nichtmal viel nötig, wenn man diese Werkzeuge auf das absolut Notwendige reduziert und die problematischsten und kritischsten möglichen Vorfälle in den Fokus stellt und die Ausbildung entsprechend einfach und verständlich hält.

  • Peter, du sprichst einen wichtigen Punkt an, indem du die Effektivität umfassender Ausbildungen betonst und gleichzeitig die Mängel der aktuellen Zertifizierungssysteme kritisierst. Es scheint, als hättest du bereits Einblicke in funktionierende Modelle gehabt. Könntest du konkrete Beispiele oder Elemente aus diesen Modellen teilen, die du für besonders effektiv hältst? Welche Anpassungen würdest du vorschlagen, um die aktuelle Situation zu verbessern und die Qualifikation der Mitarbeiter wirklich zu beeinflussen?

  • Bei uns in der Firma ist es Vorgabe für jeden Mitarbeiter das er folgende Ausbildungen hat und die auch entsprechend regelmäßig frisch gemacht werden.


    - Ersthelfer

    - Brandschutz und Evakuierungshelfer

    - Deeskalation

    - Interkulturelle Kompetenz

    - Funk und Meldewesen

    - Berichtswesen


    Problem ist nur auch wenn das alles Pfichtschulungen sind die über unsere eigene Akademie gemacht werden und somit für den Mitarbeiter kostenlos angeboten werden und unter Anrechnung der "Arbeitszeit" ist der Wille dabei wirklich was zu lernen eher sehr gering. Die Schulungen werden Jährlich bzw. 2 Jährlich wiederholt und es bleibt trotzdem kaum was hängen leider.


    Ob das anders wäre wenn es generell eine Pflicht dazu geben würde möchte ich daher eher bezweifeln da es einfach viel zu viele Mitarbeiter gibt die den Job nur als Möglichkeit sehen einfach Geld zu verdienen und sich selbst schon in den Elementarsten Punkten nicht dafür Interessieren "Professionell" zu sein.


    Dazu müsste erstmal ein Grundsätzliches Interesse für den Job da sein damit solche Sachen nicht nur als lästige Pflicht sondern vielleicht sogar als Chance zur Weiterbildung gesehen und angenommen werden dann könnte sich eine Positive Veränderung durchsetzen die dann insgesamt auch dem Sicherheitsdienst mehr Anerkennung bringt da man nicht nur als die Leute wahrgenommen wird die nur in der Ecke sitzen und am Handy spielen um es mal leicht übertrieben darzustellen.

    Der Preis des Erfolges ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will (Frank Lloyd Wright)


    Der überlegene Mensch vergisst nicht die Gefahr, wenn er in Sicherheit ist (Confucius)

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