ZitatAlles anzeigenFeldjäger – Personenschützer haben einen Fulltime-Job
Feldjäger haben vielfältige Aufgaben. Eine von diesen ist der Personenschutz für "Very Important Persons" (VIP’s). Ein komplizierter Job: Zum einen darf die zu schützende Personen in ihrer dienstlichen Tätigkeit nicht behindert werden, zum anderen hat der Schutz der Person höchste Priorität. Ein schwieriger Spagat.
General Wolfgang Schneiderhan besucht die Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr in Hamburg. Der Personenschützer hält sich unauffällig im Hintergrund auf. (Quelle Gerd Kebschull)R. ist Personenschützer. Insgesamt hat er 13 Jahre lang diesen Job gemacht, davon drei Jahre in Brüssel. Der schlanke, durchtrainierte Hauptfeldwebel strahlt Ruhe aus. Sein oberstes Motto: "Immer diskret arbeiten." Er hält nichts von einem Habitus als Bodyguard, will nicht Star sein. Ist bemüht, nicht auf dem Titelbild einer Illustrierten zu erscheinen oder in der Tagesschau in der ersten Reihe zu stehen.
R. hat hohe Offiziere aus der Gefährdungsstufe 1 begleitet. Dies bedeutet, dass auch eine 24-Stunden-Rund-um-die-Uhr Betreuung ansteht. Wen haben Sie begleitet? Diskretion gehört zu einem guten Personenschützer. R.: "Kein Kommentar. Auch wenn ich zurzeit kein aktiver Personenschützer bin, bleiben die Namen der zu schützenden Personen "Top Secret".
5:00 Uhr Dienstbeginn
Was sich so schillernd anhört: Heute Washington DC, morgen Moskau, nächste Woche drei Tage Südafrika, ist in Wirklichkeit ein Knochenjob. Wenn die zu schützende Person um sieben Uhr abgeholt werden soll, bedeutet das fünf Uhr Dienstbeginn. Empfangen der Ausrüstung, Erkundung der zu fahrenden Strecke, rechtzeitig vor Ort sein, um die Lage zu überprüfen. "Wichtig ist, dass wir keine Routine aufkommen lassen", erklärt R., "denn dann sind wir berechenbar." Der Hauptfeldwebel meint damit, dass die gefahrenen Routen ständig geändert werden, dass es keine festen Abholungszeiten gibt und so weiter. Der unsichtbare Gegner darf keine Chance bekommen, sich vorbereiten zu können.
Durch kontinuierliches Üben sind die Personenschützer auf alles vorbereitet. (Quelle Presse- und Informationszentrum der Streitkräftebasis)Personenschützer arbeiten im Team. Man ist häufig je nach Lage mit mehreren Soldaten vor Ort. Wichtig ist, dass die Kommunikation zwischen allen Personenschützern stimmt. Meist reicht eine unsichtbare Geste, ein Augenbrauen hochziehen und der Partner weiß, was zu tun ist. "Jeder im Team ist wichtig", bringt R. es auf den Punkt, "auch der Fahrer muss in das Sicherheitskonzept mit eingebunden werden." Wie trainiert man so eine Situation? Ist Herr General mit dabei, wenn der Ernstfall geübt wird? "Nein, nicht die zu schützende Person muss sich uns anpassen", fasst R. zusammen, "sondern wir passen uns an und lernen seine Gewohnheiten kennen." Gibt es da Regeln? "Ja, so wird zum Beispiel grundsätzlich eine Fahrzeugtür nur vom Personenschützer geöffnet", sagt R.
R. war weltweit in Sachen Personenschutz unterwegs, kennt alle europäischen Hauptstädte. "Aber eigentlich ist es egal, ob man im Schwarzwald oder in New York vor der Tür sitzt", erklärt R. die Situation und meint damit, dass die Aufgabe des Personenschützers im Wesentlichen darin besteht, auf den Punkt genau fit zu sein. Er braucht die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Denn der unsichtbare Gegner kann jederzeit zuschlagen. "Bloß keine Routine", ist ein Satz, der häufig fällt. "Sich immer in die Situation des Gegners hineinversetzen", beschreibt R. seine Hauptaufgabe.
Die Personenschützer müssen topfit sein. (Quelle Presse- und Informationszentrum der Streitkräftebasis)Unsichtbar und trotzdem da
Personenschützer müssen den siebten Sinn für mögliche gefährliche Situationen entwickeln. "Wir müssen Seriosität und einen professionellen Eindruck vermitteln", sagt R. und meint damit, dass die zu schützende Person das Gefühl haben soll, als wären die Soldaten gar nicht vorhanden.
Schon einmal eine wirklich gefährliche Situation erlebt? R. überlegt, könnte vermutlich zahlreiche spannende Geschichten erzählen. Aber es passt zu ihm, dass er auch hier diskret ist: "Ich habe mal ein Erdbeben mit einer Schutzperson erlebt. Es hat einen unheimlichen Knall gegeben." R. will kein Kevin Costner, kein Superstar und Bodyguard sein. Er beschreibt diese Situation ganz schlicht: "Man ist da." Die Schutzperson weiß, dass sie sich 100-Prozent auf ihren Personenschützer verlassen kann, dass er zu den Runden auf dem Sportplatz sich selbstverständlich im Sportzeug anschließt und auch auf dem Golfplatz unauffällig in der Nähe ist.
Es gibt keinen Dienstplan
Personenschützer haben auch mal 14 bis 16 Stunden Dienst. Es gibt keinen Dienstplan. Der Dienstschluss ist keine feste Größe, ist von vielen Zufälligkeiten bestimmt. "Eigentlich war um 18 Uhr das Heimbringen der Schutzperson vorgesehen", erinnert sich R., freute sich bereits auf einen ruhigen Fernsehabend. Da klingelte das Handy des Generals. Der Abend wurde umdisponiert: Essen gehen bis 23:00 Uhr – "no problem."
Der Lohn kommt durch die Anerkennung der geleisteten Arbeit. Da backt die Ehefrau der zu schützenden Person Kekse für die Personenschützer. Eine Gruppe Generale kommt aus einem Saal. Ein Viersternegeneral begrüßt R. wie einen 'alten Bekannten'. "Man gehört fast mit zur Familie", freut sich R.
ZitatQuelle: http://www.streitkraeftebasis.de