Die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit ...

  • Pöt? Pöet? Poet? kenn ich nicht.
    Hoffentlich ist das nichts versautes :zw:


    Kyoshi: Danke für den Link. So einen Text hat cujo hier auch schon eingestellt.
    Ist ja sehr schön in der Theorie.

  • Zitat von "disu"

    ... So einen Text hat cujo hier auch schon eingestellt. ...


    ... darüber sprachen wir schon weiter oben :zw: .

  • Ich wollte ohnehin mal fragen, wie man bei einer 70 Stundenwoche gesund bleibt ?


    Du bist morgens um 7 auf Deinem Arbeitsplatz, dann 12 Stunden Wachdienst. Du kommst Abends um 8 nach Hause, musst um 10 ins Bett, um am nächsten Morgen wieder um 7 Uhr auf der Arbeitsstelle sein zu können. Also jeden Tag etwa von 20 Uhr bis 22 Uhr Freizeit. 2 Stunden. Das ist alles.


    Wer soll sowas aushalten ?
    Eine Maschine ?
    Ein Roboter vielleicht.. :o ?


    Wie lange glaubt Ihr, kann ein Mensch sowas durchhalten ?
    Das kann doch garnicht gut gehen...
    :morning:





    ......

  • Hallo zusammen,


    ich glaube da sind wir uns alle einig; die Arbeitszeitbelastung führt unweigerlich zu körperlichen Beschwerden die im Befund nur noch schwer zu therapieren sind und hohe Kosten verursachen. Nach meinem Dasein als Zeitsoldat habe ich geglaubt, dass ich nie wieder eine so viele Stunden kloppen würde. Ja „Pustekuchen“, es wurde noch schlimmer! In der Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit haben ja immer wieder Kolleginnen und Kollegen im Unterricht über die Arbeitszeiten (und den Schichtdienst) geklagt.


    Es waren vor allem diejenigen, die schon Erfahrung im Bewachungsgewerbe gesammelt hatten (die wurden mit zu uns in den Unterricht gesetzt) weil, diese Kolleginnen und Kollegen die Sachkundeprüfung machen wollten oder die Werkschutzfachkraft/die Lehrgänge).


    Nach der erfolgreichen Ausbildung kam dann die erste Anstellung im „Bewachungsgewerbe“, mein Arbeitsvertrag zeigte mir schnell auf, wie viele Stunden ich machen könnte oder müsste“! Ich dachte mir natürlich: „wollt ihr mich verarschen wie soll das den gehen“?
    Arbeitsrechtlich hatte ich mir aber dazu überhaupt keine oder nur wenig Gedanken gemacht denn in meinem Kopf, war immer noch der „Soldat“ verankert und da heißt es unweigerlich: „der Auftrag muss erfüllt werden“!


    Zeitsprung: Nach einiger Zeit wurden die Methoden aber deutlicher und man arrangierte sich mit seinem Platz in der zivilen Bewachungs- Sodom und Gemorra Welt. „Hätte ich doch nur die Laufbahn eines Berufssoldaten eingeschlagen, habe ich mir immer wieder gedacht“. Zu Spät, jetzt muss ich dadurch und vielleicht sehe ich ja noch irgendwo Licht am Ende des Tunnels?


    Ich will nochmals sagen: „das hätte ich niemals gedacht, dass dieses Gewerbe von so viel Kosteneffizienz geprägt sein würde“!
    Jetzt stehen wir aber da und auch wenn die Tarifverträge nicht mehr die Stunden zulassen, die andere Kolleginnen und Kollegen sicher noch kennen, ist die Zahl der vor allem psychischen Erkrankungen gestiegen. Schichtarbeit ist einer der Indikatoren in unserem Gewerbe dazu.


    Denn Schichtarbeit beeinflusst nachweislich das Herzkreislaufsystem und damit auch den Bewegungsapparat des Menschen; wenn dann noch diese „Dienstplanwillkür“ dazu kommt, ist das Ergebnis klar. „Das kannste gern mal 10 Jahre oder 15 Jahre machen (manche können das sogar ein ganzes Leben) aber irgendwann gibt es die Quittung dafür“.


    Und wenn ich dann diese dilettantische Politik sehe, wie sie zusammenspielt mit den Verbänden, Unternehmen, Reichen und Vermögenden dann wird mir kotz übel. Aber es sind zum Glück nicht alle und viele Institute haben das Problem der Schichtarbeit und die daraus entstehenden körperlichen Schäden erkannt und Manifest gemacht.

    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Ich sag immer schlafen kann man wenn man tot ist.
    Veschlafen eh 23 Jahre unseren Lebens.
    Und Probleme mit dem Körper bekommt man auch früher oder später und wenn man in dieser Branche arbeitet nimmtan das ja wohl oder übel auf. :rolleyes:

  • Zitat

    Das kannste gern mal 10 Jahre oder 15 Jahre machen (manche können das sogar ein ganzes Leben) aber irgendwann gibt es die Quittung dafür“.


    60-70 Stunden in der Woche, hälst Du vielleicht einen Monat aus. Dein Körper schläft auch nicht jeden Tag gleich, wie eine Maschine die man an und aus stellt. Wenn Du nicht mit einem Krankenwagen von der Arbeit abgeholt werden willst, musst du zwangsläufig einen Krankenschein holen. Nicht weil Du das willst, sondern weil Dein Körper nicht mehr mitmacht...Wenn Du auf 1400.- Netto kommen willst, mußt Du 60 Stunden machen.

  • Zitat von "AM.40"

    ... Wenn Du auf 1400.- Netto kommen willst, mußt Du 60 Stunden machen. ...


    ... 240 Std. im Monat für 1.400 Euronen Netto :o ?


    Ich weiss natürlich, dass das in der Branche mittlerweile die Regel ist, aber ... jeder, der das mitmacht ist doch selber Schuld :o .


    Warum sucht er sich dann nichts anderes ... wiedermal das altbekannte Verhaltensschema ... lieber aufs Jammern beschränken, als aktiv etwas für sich persönlich zu verändern !!!

  • Also wenn ich 240 Stunden schrubbe kriege ich mehr als 1 400 Euronen netto u. das liegt nicht nur an den 12% Nachtzuschlag, die es ab 22 Uhr (?) gibt.

  • Zitat von "Cujo"

    ... für 1.400 Euronen würde ich morgens noch nicht mal aufstehen !


    Naja, nicht bei 240 h.


    Aber ich krieg doch auch bloß sozusagen 'nen aufgerundeten Tariflohn Hessen u. hab auch Steuerklasse 1. Trotzdem könnte ich schwören, daß bei 240 h mehr rumkommt.

  • Hallo zusammen,


    neben den letzten Kommentaren ist wieder mal eines klar geworden. In unserem vielseitigen Gewerbe klaffen tiefe Lücken. Zu einen geht die Annahme wie viel Lohn/Gehalt ein Jeder erhält, weit auseinander; zum anderen, wird immer noch nicht eingesehen, dass lange Wochenarbeitszeiten ein hohes Gesundheitsrisiko beherbergen.


    Es ist auch in unserer Branche dringend nötig, optimale Arbeitszeitmodelle mit einer gleichzeitig adäquaten Entlohnung auf den Weg zu bringen. Ein Problem liegt aber darin, dass wir (unsere Branche) in den amtlichen Zahlen (Bundesanstalt für Arbeitsschutz) weitgehend nicht berücksichtigt werden oder man könnte auch sagen: es macht den Eindruck als wären wir denen „Scheißegal“!


    Hier muss angesetzt werden und ein Forum wie dieses, ist auch dazu eine geeignete Plattform um Aufklärung zu betreiben.

    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Zitat von "Doph_Zügota"

    ... und ein Forum wie dieses, ist auch dazu eine geeignete Plattform um Aufklärung zu betreiben. ...


    ... wunderbar ... wir haben aufgeklärt ;) .


    Und wie bringen wir jetzt die Verantwortlichen dazu, die neu gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen :o ?


    Das würden wir nur schaffen, wenn wir ihnen versprechen würden, dass es sie kein Geld kostet ;) .


    Wir können ihnen ja vorschlagen, dass jeder Einzelne auf einen Teil seines mächtigen Lohnes verzichtet, um Massnahmen zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu finanzieren ... sagen wir 25 % :o ?

  • Zitat von "Doph_Zügota"

    Hallo zusammen,


    .....zum anderen, wird immer noch nicht eingesehen, dass lange Wochenarbeitszeiten ein hohes Gesundheitsrisiko beherbergen.


    Es ist auch in unserer Branche dringend nötig, optimale Arbeitszeitmodelle mit einer gleichzeitig adäquaten Entlohnung auf den Weg zu bringen. Ein Problem liegt aber darin, dass wir (unsere Branche) in den amtlichen Zahlen (Bundesanstalt für Arbeitsschutz) weitgehend nicht berücksichtigt werden oder man könnte auch sagen: es macht den Eindruck als wären wir denen „Scheißegal“!


    Das mit dem Gesundheitsrisiko ist eine sicherlich eine schwerwiegende Sache, jedoch wird sich dahingehend wohl nichts ändern, solange es 1. die AN selbst nicht interessiert bzw. sie gar nicht wissen, was ihnen da "angetan" wird, 2. es nicht richtig überprüft wird (die Arbeitsbedingungen) inkl. Sanktionen für die AG und 3. es genügend AN gibt, die für einen Hungerlohn arbeiten (es soll ja den ein oder anderen AN geben, der noch deutlich unter dem Mindestlohn arbeitet) und auf die Stunden "angewiesen" sind. Das alles fürt leider dazu, dass diese Stundenschrubberei so hingenommen und toleriert wird, außerdem findet dieses Thema auch kaum Beachtung in der Öffentlichkeit.
    Und die Gewerkschaft bei der die meisten von uns (wenn überhaupt) Mitglied sind, macht auch eher einen Dreck für uns (was evtl auch an den mageren Mitgliedszahlen liegt)....


    Dass wir vielen AG "scheißegal" sind, zeigt doch die Willkür vieler Dienstplaner oder die Geldgeilheit der AG. Außerdem, so glaube ich, haben viele keine "Eier in der Hose" und handeln richtige Verträge aus bzw. "verkaufen" ihre AN richtig. Da wird oft viel zu niedrig angesetzt, was das Geld betrifft :bad: . Ich glaube nämlich nicht, dass JEDER Auftraggeber so auf den billigsten Anbieter bedacht ist, sondern dass es bestimmt auch welche gibt, die eine gewisse Qualifikation der AN durchaus entsprechend honorieren würden. Da scheitert es aber wohl oft an der "Verkaufskraft" der AG....


    Letztendlich ist das Gewerbe durchaus verbesserungswürdig, muss aber CUJO zustimmen, wenn er sagt, dass jeder selbst für sich die Möglichkeit hat (Wille vorausgesetzt), die Situation für sich persönlich zu verbessern/verändern.
    Jmd. der 240+ Stunden schiebt und ständig für Kollegen einspringt, sich aber nie selbst krankmeldet hat womöglich schon längst resigniert und wird diese Lage kaum verlassen - DAS ist aber auch Problem des jeweiligen AN und nicht nur das des Gewerbes.



    Kraftsport

  • Hallo zusammen,


    Kraftsport hat mit seinem Hinweis auf die gewerkschaftliche Zugehörigkeit einen ganz wichtigen Punkt angesprochen. Wir müssten alle und zwar ausnahmslos der Gewerkschaft beitreten, auch wenn unser Unternehmen nicht mal einen Betriebsrat hat. Wir müssen uns Solidar zeigen!
    Und da sind wir auch beim Thema: ich habe manchmal den Eindruck, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen es richtig finden, sich als Arbeitnehmer so zu verkaufen.


    Man muss natürlich feststellen, wer das finanzieren soll, wer es also bezahlen soll. Da gibt es nunmal im Befund nur zwei Faktoren: Kapital oder Arbeit, mehr nicht. Da ist natürlich das Kapital der Meinung, dass dies der Faktor „Arbeit“ finanzieren soll. Das entscheidet aber letztendlich in einer Gesellschaft wer die meiste Macht hat. Man muss sicher aber Fragen, was ist die Ursache? Hier kann oder muss man aber ersteinmal in die primäre Markverteilung einsteigen; primäre Marktverteilung heißt: wie wird die Wertschöpfung die sich am Markt letztlich erst mal durch Produktion ergibt (den nur durch Produktion entsteht Einkommen und damit Wertschöpfung); also wie verteilt sich die Wertschöpfung primär an den Märkten?


    Das wird entschieden durch die Verfassung im Art. 9 Abs. 3 GG, da ist die Tarifautonomie abgeleitet. Entscheiden tun es die Unternehmerverbände und die Gewerkschaften, nämlich die primäre Markverteilung – niemand anders. Da besteht ja der Grundsatz – und das ist ja ein richtiger – das sich hier die primäre Marktverteilung nach einer Produktivitätsorientierten Lohnpolitik entsprechend aussteuern soll. Was heißt das? Das heißt das die Reallöhne, also die preisbereinigten Nominallöhne mit der Produktivitätsrate wachsen müssen oder anders formuliert, dass die Nominallöhne wachsen müssen mit der Produktivitätsrate und der Inflationsrate.


    Tun sie dies nicht, kommt es zu einer Umverteilung der Wertschöpfung zwischen Gewinnquote und Lohnquote. Wachsen die Nominallöhne schwächer als die Produktivitätsrate und die Inflationsrate wächst, dann bedeutet das im Ergebnis das die Lohnquote sinkt und damit gleichzeitig die Gewinnquote steigt, weil beide sich immer zu 100% ergänzen. Hier haben wir im Ergebnis den Befund das unter dem neoliberalen Dogma, sukzessive insbesondere aber in Deutschland in den letzten zehn Jahren (das hat dann auch wieder viel mit dem Euro zu tun) wir eine gigantische Umverteilung hatten von der Lohn- zur Gewinnquote und zwar um 9%. Demnach ist die Lohnquote um 9 % gesunken und die Gewinnquote gestiegen. Das führt natürlich wieder im Ergebnis dazu, dass es zu einem verqueren Aufbau in den Vermögensbeständen kommt. Wie war das möglich muss man sich dann jetzt fragen, ich meine das es zu einer solchen gigantischen Umverteilung in der primären Markverteilung gekommen ist?


    Die Gewerkschaften sind den Unternehmerverbänden hörig geworden und die haben dann, vor dem Hintergrund des neoliberalen Paradigmas die Macht übernommen. Wir haben in Deutschland einen Unternehmerstaat der mittlerweile nicht nur in der Lage ist die Gewerkschaften zu unterminieren und auszuhebeln sondern auch das Primat der Politik ( den staatlichen Überbau) nämlich auch die demokratisch legitimierte Politik in Geiselhaft zu nehmen für ihre Profitinteressen. Und das erklärt sich ganz einfach, nämlich aus Massenarbeitslosigkeit. Diese „Massenarbeitslosigkeit“ haben wir seit der schweren Weltwirtschaftskrise 1974/1975 in Deutschland und wir haben uns seitdem nie mehr von dieser Massenarbeitslosigkeit erholt.


    Das heißt wiederum wir haben einen Überschuss an Ware Arbeitskraft. Und dann muss der Preis der Ware Arbeitskraft verfallen. Demnach sind die Arbeitsmärkte in einem tiefen Ungleichgewicht und dann kommt es zu Umverteilung und dieser Befund ist trivial. Das führt dann zu Elentsökonomie, denn viele Menschen sind bereits heute im abgehängten Prekariat, d.h. sie werden Zeit ihres Lebens nicht mehr daraus kommen.


    Man könnte das Stundenlang hier ausführen, aber heruntergebrochen auf unser Gewerbe führt der Verfall der Lohnquote zur Steigung der Gewinnquote und damit auch letztendlich zu gesundheitlichen Auswirkungen auf den einzelnen, der noch in Brot und Lohn steht.

    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.

    Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.