Gesundheitsschutz in Asylunterkünften

  • Servus,


    gibt es von denen unter euch, die in Asylheimen tätig sind, Kollegen, die vor Tätigkeitsbeginn in einem Asylheim über ansteckende Krankheiten und verschiedene gesundheitliche Gefahren unterrichtet und aufgeklärt wurden?


    Was sind eure Erfahrungen und Ratschläge zu dieser Thematik? Wie schützt ihr euch? Gibt es eine Gefährdungsanalyse oder Empfehlungen durch Behörden / zuständigen Ärzten oder ähnliches?


    Sind solche Unterweisungen denn überhaupt üblich oder in der Praxis gar nicht existent?


    Hat jmd. brauchbares Material, das er hier posten könnte? Habe selbst bereits viel im Internet gesucht aber nichts konkretes gefunden. Nichts ist wirklich kurz und prägnant auf die Arbeit in einem Asylheim zugeschnitten.


    Vielleicht gibt es hier auch Sanitäter/sonstige Mediziner, die ein paar Zeilen dazu schreiben könnten....



    Kraftsport

  • Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt werden für Tätigkeiten in Asylbewerberunterkünften folgende Impfungen empfohlen:


    Diphtherie
    Hepatitis B
    Keuchhusten
    Kinderlähmung /Polio (Auffrischung)
    Tetanus (Auffrischung)
    Masern, Mumps und Röteln
    Windpocken, da in jeder Asylbewerberunterkunft auch Kinder sind.


    Wenn es korrekt läuft, müsste von der Sicherheitsfirma eine Gefährdungsbeurteilung für den Arbeitsplatz Asylbewerberunterkunft erstellt werden. Zur Erarbeitung muss ärztlicher Rat (Gesundheitsamt / Amtsarzt) eingeholt werden. Ein Ergebnis dieser Gefährdungsbeurteilung wären dann die oben empfohlenen Impfungen, die über die Berufsgenossenschaft abgewickelt werden können. Außerdem müssen arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen angeboten werden, da es sich um Tätigkeiten mit Infektionsgefahr handelt (Berufsgenossenschaftlicher Grundsatz G 42, jetzt BGI/GUV-I 504-42).


    Weiter sollte grundsätzlich mit Handschuhen / Einmal-Handschuhen gearbeitet werden. Es muß Mittel für die Händedesinfektion bereitgestellt werden und die Hände sollten nach jedem Kontakt mit Asylanten gründlich gewaschen werden. Grundsätzlich keine Gegenstände, vor allem keine Kleidung oder Gepäckstücke eines Asylanten ohne Schutz berühren, da sehr häufig Krätze auftritt.
    Mundschutz, ggf. Schutzkleidung und evtl. strengere Desinfektionsregeln können beim Auftreten anderer ansteckender Krankheiten nach Rücksprache oder sogar auf Anordnung des Gesundheitsamtes nötig werden. Evtl. werden dann auch Untersuchungen angeordnet. Wir hatten drei Fälle von offener TBC in einer Asylbewerberunterkunft. Das führte dazu, das acht Wochen nach Bekanntwerden der Fälle alle dort Beschäftigten, die auch nur im entferntesten Kontakt mit diesen drei Erkrankten hatten, zur Untersuchung antreten mussten.

  • Besser kann man es nicht sagen! Die Kollegen in den Asylunterkünften haben im zwischenmenschlichen Bereich enorme Leistungen zu erbringen. Dazu die permanente Ansteckungsgefahr, mach einer macht sich bestimmt nach Dienstende noch Sorgen. Und das oft für schlechten Lohn, ich wiederhole es, diese schlechte Bezahlung muss ein Ende haben! Das man sich über die Flüchtlinge Gedanken machen muss ist klar, aber man darf auch die Sicherheitsleute mit ihrer schweren Aufgabe nicht alleine lassen!!

  • Bei meinem Vorstellungsgespräch wurde mir verklickert das nichts gestellt wird an Handschuhe und Desinfektionsmittel... so in etwa man müsste sich alles selber kaufen.

  • Na toll, wäre für mich schon mal ein Ausschließungsgrund um bei der Firma anzufangen. Da kümmert man sich ja wirklich gut um seine Mitarbeiter...

    Der Ungebildete glaubt das, was ihm paßt.
    (Ludovico Ariosto)

  • Auch zum Thema Schutzausrüstung gab es die Antwort "nicht erwünscht ". Wenn ich mir die Bilder von Suhl und Dresden anschaue,wo die Flüchtigen mit Gegenstände aufeinander losgehen und man als Wachschützer mittendrin ist wird mir schlecht.

  • Die Firmenbosse reiben sich die Hände mit den Dollarzeichen in den Augen.
    es ist ja nichts neues das die Angestellten immer die Leidtragende sind.

  • Ich möchte nur noch anfügen, dass sich die Hände zu desinfizieren nicht ausreicht, da die desinfektionslösung die Haut entfettet und sie einfach kaputtmacht. Deshalb bitte IMMER eine fettende Hautcreme verwenden!


    Und zum Thema Impfungen:
    Ich bin selbst kein Impfgegner, allerdings höre ich auf den Rat meiner Ärztin. Eine Impfung mit Lebendimpfstoff ist mit erhöhten Risiken verbunden. Deshalb sollte man sich da schon Gedanken machen ob man tatsächlich ein Risiko hat, wie hoch dieses Risiko ist und ob man es tatsächlich eingehen möchte.


    Die Firmenbosse reiben sich die Hände mit den Dollarzeichen in den Augen.
    es ist ja nichts neues das die Angestellten immer die Leidtragende sind.


    Viele Unternehmen denken derzeit um und werden die Verträge, die Ende 2015 auslaufen, nicht verlängern. Schon jetzt ist nicht genug Personal da, um die neu eröffneten Unterkünfte zu betreuen. Und wie wird es erst 2016 sein?

  • Mir tun die Kollegen leid, die jetzt arbeitslos werden, und dann vom Arbeitsamt gezwungen werden, diese Jobs in Flüchtlingsheimen zu machen!
    Alternativ werden sie mit einer Sperre belegt.

  • Auch die Kollegen haben eine Wahl. Insbesondere wenn die Leute anfangen würden, regelkonform zu arbeiten:
    Keine Dienstkleidung, kein Dienst
    Kein Dienstausweis, kein Dienst
    Keine Dienstanweisung, kein Dienst
    Keine objektbezogene Dienstanweisung mit Gefahren, kein Dienst
    Keine Unterweisung, kein Dienst
    Keine Arbeitsmaterialien, kein Dienst


    Stattdessen haben die Leute bei uns selbst bei einigen Masern-Ausbrüchen ohne Impfung gegen Masern ohne Handschuhe oder Mundschutz gearbeitet, als die Firma es versäumt hat die Artikel zu bestellen bzw. selbst keinen Lager hatte.

  • Ich möchte nur noch anfügen, dass sich die Hände zu desinfizieren nicht ausreicht, da die desinfektionslösung die Haut entfettet und sie einfach kaputtmacht. Deshalb bitte IMMER eine fettende Hautcreme verwenden!


    Vollkommen richtig.
    Ich habe mich wahrscheinlich wieder zu sehr auf eine optimal arbeitende Fachkraft für Arbeitssicherheit verlassen, die zwangsläufig die Probleme mit der Desinfektionslösung auch beurteilt.
    Bei einer sorgfältigen erstellten Gefährdungsbeurteilung, die zu dem Schluß kommt, das Desinfektionsmittel zu verwenden sind, muß eigentlich automatisch der nächste Schritt die Erstellung eines Hautschutzplanes und damit das Bereitstellen entsprechender Pflegeprodukte sein.

  • Mir tun die Kollegen leid, die jetzt arbeitslos werden, und dann vom Arbeitsamt gezwungen werden, diese Jobs in Flüchtlingsheimen zu machen!
    Alternativ werden sie mit einer Sperre belegt.


    Auch gegen solche Vermittlungsvorschläge gibt es Tricks.
    :evil:

  • Servus,


    gibt es von denen unter euch, die in Asylheimen tätig sind, Kollegen, die vor Tätigkeitsbeginn in einem Asylheim über ansteckende Krankheiten und verschiedene gesundheitliche Gefahren unterrichtet und aufgeklärt wurden?


    Was sind eure Erfahrungen und Ratschläge zu dieser Thematik? Wie schützt ihr euch? Gibt es eine Gefährdungsanalyse oder Empfehlungen durch Behörden / zuständigen Ärzten oder ähnliches?


    Den meisten Arbeitgebern oder Auftraggebern interessiert deine Gesundheit nicht. Hauptsache das Objekt wird vom Wachpersonal besetzt und es wird viel Gewinn für den Arbeitgeber erzielt.

    Wer an der Sicherheit spart,hat den Schaden.

  • Wie manche Sicherheitsfirmen mit ihren Mitarbeitern umgehen, ist einfach scheußlich!!


    Das kann ich nur Bestätigen.
    Du darfst Stunden schruppen ohne Ende,liegst du flach,bist du ein schlechter Mitarbeiter.

    Wer an der Sicherheit spart,hat den Schaden.

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