Psychologie der Eigensicherung - Buch von Füllgrabe

  • Standardwerk für die polizeiliche Praxis und Polizeiausbildung


    Uwe Füllgrabe, Psychologie der Eigensicherung. Überleben ist kein Zufall, 10. Aufl. 2023, Boorberg Verlag, ISBN 978-3-415-07416-3 , 39,80 Euro, 324 S.


    Das Buch von Füllgrabe erscheint seit 2002 und somit gut 20 Jahre in regelmäßigen Abständen und ist nun in der 10. Auflage erhältlich. Schon diese Tatsache zeigt, dass es sich um ein Standardwerk für die polizeiliche Praxis und Polizeiausbildung handelt. Es geht darum, Gefahrensituationen zu erkennen, zu bewältigen oder zu vermeiden.


    In Kapitel 1 wird sich den drei Bereichen der Survivability zugewandt, den psychologischen Prozessen, der richtigen Strategie und dem richtigen Handeln. Neu hinzugekommen ist das Unterkapitel 5, das sich mit der Frage beschäftigt, wie - oder besser ob - man Survivability wissenschaftlich ermitteln kann. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass wissenschaftliche Untersuchungen keine Aussagen dazu treffen, wie man Gefahren rechtzeitig erkennen und vermeiden kann, sondern dass es einer Analyse der Realität bedarf, um etwas über die notwendigen Verhaltensweisen zu erfahren. Allerdings wird anerkannt, dass wissenschaftliche Theorien Erklärungsmuster dafür liefern können, warum manche Menschen besser in der Bewältigung lebensbedrohlicher Situationen sind als andere.


    Die folgenden Kapitel, bspw. zu den Grundlagen der Gefahrenbewältigung, den polizeilichen Fehlern bei der Eigensicherung, der Gewaltvermeidung durch die TIT FOR TAT-Strategie, dem "Gefahrenradar" und der Vermeidung von Angst sind gegenüber der Vorauflage unverändert geblieben. In Kapitel 12, in dem es um die Gefahreneinschätzung mit dem Gefahrenradar geht, sind die Ausführungen zur Verkehrskontrolle, die mehr ist als eine Verkehrskontrolle (S. 174 ff.), ergänzt worden. Es wird der Aspekt intensiviert, wie der "kognitive(n) Gefahrenradar" (S. 176) ausschlagen muss, wenn sich eine gewöhnliche Verkehrskontrolle zu einer außergewöhnlichen Gefahrensituation entwickelt.


    Die weiteren Kapitel sind gleich geblieben, geben aber nach wie vor wertvolle Tipps zur Einschätzung von Drohungen, Opfervermeidung und der Bewältigung von Krisen. Immer bedeutsamer wird auch die Frage, wie mit posttraumatischen Belastungsstörungen (Kapitel 18) umzugehen ist. Hier wäre für die Neuauflage zu empfehlen, die aufgeführte Literatur zu aktualisieren und anzureichern und das Kapitel inhaltlich um Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu ergänzen.


    Die wichtigen Kapitel bspw. zu der Ermittlung des Gefährdungspotenzials und zur Stärkung des Sicherheitsbewusstseins haben sich inhaltlich ebenfalls nicht verändert, während Kapitel 24 "Sind Sie vorbereitet und einsatzkompetent?" (S. 282 ff.) mit Unterkapitel 7 eine Ergänzung erfahren hat. Hier geht es um die Frage, wie man einen Überfall oder eine Entführung in einem Restaurant vermeiden kann (S. 293 f.).


    Das letzte Kapitel widmet sich dem Training der Eigensicherung und ist ebenfalls unverändert geblieben, rundet aber das Buch ab und gibt z. B. Tipps zur Verbesserung des Gefahrenradars, weist auf die Notwendigkeit von Realitätstrainings hin und stellt Übungsfragen.


    Insgesamt werden in den 25 Kapiteln Beispiele aus der polizeilichen Praxis herangezogen, um Erkenntnisse zur Eigensicherung zu vermitteln und mit psychologischen Theorien abzugleichen. Dabei liegt der Fokus auf der Veranschaulichung von Gefahrensituationen, um den Leser zu sensibilisieren und zum Mittdenken anzuregen. Positiv ist auch, dass die Kapitel für sich gelesen werden können und nicht zwangsläufig eine Lektüre in einem Guss erforderlich ist.


    Prof. Dr. Anja Schiemann, Universität zu Köln


    Quelle: https://www.kriminalistik.de/a…iminalistik.htm#Literatur


    https://www.sack.de/fuellgrabe…ologie-der-eigensicherung

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