Tarife im Wach und Sicherheitsgewerbe

  • Zitat von "ziegenpeter"

    Hallo zusammen,ich bin neu in diesem Gewerbe,nun suche ich Lohn-Tarifverträge in Berlin.
    zur Zeit erhalte Ich 7.50€/Std ,wie sind die aktuellen Tarife?


    Ich glaube, das gilt immer noch. :)


    Zitat

    Mit dem neuen Tarifvertrag wird in Berlin und Brandenburg in der untersten Entgeltgruppe erstmals länderübergreifend der gleiche Lohn gezahlt. Ab 2013 soll das für alle Lohngruppen dieser Branche gelten und der Mindestlohn auf 7,50 Euro ansteigen.


    Quelle:


    <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.masf.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.239397.de">http://www.masf.brandenburg.de/cms/deta ... .239397.de</a><!-- m -->


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  • Hallo. Ich habe mir mal die Tabelle angesehen. Da bekommt man ja Schnappatmung. Der Lohn ist ja schon unterirdisch aber der wahnsinns Nachtzuschlag von 5 % reißt es dann echt raus. Das es so etwas noch gibt. Ohne Worte.

  • „Unterirdisch“ ist aus meiner Sicht, die Differenz zwischen einer GSSK und einer FSSK!

    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Unterirdisch sind noch viele andere Sachen im Tarifwerk. Die Differenz zwischen ungelernten und gelernten SMA sind viel viel zu gering. Die Tarife gelten nicht für die Qualifikation, sondern für die Tätigkeit und das ist der Grund für die ganze Ausbeutung am Markt. In Berlin gehe ich als Fachkraft mit 9,90€die Stunde nach Hause, wenn ich mir dieses Zuhause denn leisten kann, denn die Mieten kosten schon lange über 6€ Kalt/m².

  • Die Tarife gelten nicht für die Qualifikation, sondern für die Tätigkeit und das ist der Grund für die ganze Ausbeutung am Markt. .


    Und das ist auch gut so! Warum soll ich z.B. einer Fachkraft, die in der Funktion eines Mitarbeiters mit Unterrichtung eingesetzt wird, den Tarif der Fachkraft zahlen?
    Ähnlich wäre es doch, wenn ein Ingenieur aus irgendwelchen Gründen eine Stelle als Hilfskraft im Materiallager annimmt - der wird dann auch nicht nach dem Tarif als Ingenieur bezahlt.

  • Gestern war ich zur Vorstellung bei einer der größeren Firmen.... per Einladung. Der NL sagte mir nach dem Gespräch, daß meinereiner für ihn durchaus in Frage kommt. Man wolle sich melden wegen Arbeitsvertrag u. Klamotten.


    Dann erzählte er mir was über ein bestimmtes Objekt u. daß der Kunde dort alle SMA jetzt schon mit dem Mindestlohn von 8,50 € sehen möchte! Für die Leute, die den aufgrund Qualifikation o.a. bisher noch nicht haben, stockt er den Stundenlohn auf.

  • Nemere: Das gibt den Arbeitgebern aber die Möglichkeit, eine Stelle zu bewerten und das wird der AG immer zu seinem eigenen Vorteil tun. Nirgends ist konkret festgelegt, was nun Tätigkeiten für eine Fachkraft und was Tätigkeiten einer Hilfskraft sind. Das hat zur Folge, dass man jeden einfach als Hilfskraft einstellt. Das mag in den westlichen Bundesländern noch okay sein, in NRW bekommt man als Hilfskraft im ÖPNV zum Beispiel mehr als 12€ die Stunde. In den östlichen Ländern und Berlin ist es erbärmlich. Man schindert sich 220 Stunden im Monat ab, macht sich die Knochen kaputt und muss zur Ernährung der eigenen Familie noch Stütze beantragen. Auch als Fachkraft sieht es nicht besser aus.


    Das Arbeitszeitgesetz spricht von 40 Wochenstunden. Diese werden flächendeckend nicht eingehalten. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer können sich diesen "Luxus" leisten. Wer geht denn bitte für 1700€ Brutto (1200€ Netto/SK1) in Vollzeit arbeiten, wenn er für nur 200€ weniger nur 15 Stunden/Woche arbeiten muss? Verstehst du diesen Konflikt?


    In Berlin bekommst du keine Wohnung mehr unter 6€ Kalt/m². Das ist für eine 1-Raum-Wohnung etwa eine Warmmiete von 400€. Dafür muss man aber am Stadtrand wohnen und bis zu 1,5 Stunden Anfahrt zum Einsatzobjekt in Kauf nehmen. Dann schiebt man seine 12-Stunden-Schicht für 9,90€ die Stunde und was bleibt einem? Man ist nur für die Arbeit gute 15 Stunden (eher mehr) unterwegs, dafür dass man 200€ mehr hat als ein Hartz 4 Empfänger.


    Nun aber die Krux: Du bekommst diese Fachkraftstelle gar nicht. Im Schnitt werden 8,50€ die Stunde gezahlt. Macht nach ArbZG 1462€ Brutto - 1077€ Netto in SK1. Und jetzt rechnen wir mal:


    1077€ Netto
    - 76€ Fahrkarte = 1001€
    - 400€ Miete = 601€
    - 20€ Versicherungen= 581€
    - 50€ Telefon/Internet = 531€
    - 350€ Verpflegung = 181€
    - 40€ Strom = 141€


    Nach Abzug der normalen Lebenshaltungskosten bleiben dir also knappe 150€ für dein Privatleben. Das ist nichts. Das hat nichts mit Lebensqualität oder Menschenwürde zu tun. Das ist nichts weiter als moderne Sklaverei. Jetzt kommen wir aber noch zu einem weiteren Punkt: Ich weiß nicht, wie es in anderen Städten gehandhabt wird, in Berlin verlangen die Vermieter, dass du mindestens das Dreifache der Warmmiete als monatliches Einkommen hast. Das wiederum bedeutet, dass du die Wohnung für 400€ gar nicht bekommst, da du zu wenig verdienst.


    Willst du dafür wirklich arbeiten, deine Gesundheit durch Schichtdienst kaputt machen und riskieren, nicht heil nach Hause zu kommen? Das ist das grundlegende Problem hier in Berlin.

  • Zitat

    Das hat zur Folge, dass man jeden einfach als Hilfskraft einstellt.


    Kann ich für Bayern nicht bestätigen - hier werden in vielen Regionen händeringend Fachkräfte gesucht und auch als solche bezahlt.


    Ich habe das schon vielfach hier im Forum geschrieben und wiederhole es jetzt zum gefühlten tausendsten Mal:


    Man muß eben dahin gehen, wo
    a) Fachkräfte gesucht werden und
    b) diese auch entsprechend bezahlt werden


    Die guten Arbeitsstellen kommen nicht zum Arbeitssuchenden, er wird dahin gehen müssen, wo diese Arbeitsstellen sind. Oder anders gesagt: wer meint, in Berlin schlecht bezahlt zu werden, hat alle Freiheiten der Welt, sich anderswo zu orientieren. Wer dagegen meint, das er aus was für Gründen auch immer an Berlin gebunden ist, muß sich eben arrangieren.
    Das ist überall so. Wer einen hochqualifizierten Beruf hat und unbedingt in seinem 5-Häuser-Dorf im tiefsten Bayerischen Wald bleiben will, wird dort auch keinen lukrativ bezahlten Job finden, sondern sehr schnell als "Aufstocker" beim Jobcenter stehen.

  • Ich verstehe, was du sagen willst. Du kannst doch aber nicht von fünf Millionen Ostdeutschen erwarten, gen Westen zu ziehen, nur damit sie endlich auch gerecht entlohnt werden. Das ist ein flächendeckendes Problem hier. Die Grenze existiert eben immer noch. Während die Preise das Niveau des Westens erreichen, bleiben die Löhne niedrig. Ist die Arbeit des Ostdeutschen wirklich so viel weniger wert als die des Westdeutschen?


    Ich für mich persönlich habe gesagt, dass ich für weniger als 12€die Stunde nicht im Sicherheitsgewerbe arbeiten werde. Dafür bekommt der AG aber auch entsprechende Qualität.

  • Also hier in NRW gibt es selten Fachkraft stellen. Hab mich bei großen Firmen beworben die auch Fachkraft gesucht hat, aber sie Bezahlung war nicht ok.


    In NRW kannst du nur Werkschutzfachkraft machen da gibt es Henkel Bezahlung wie ich gehört habe für Fachkraft 17 Euro


    Bayer Ag in Wuppertal zahlt nach Fachkraft Tarif, da ist auch eine Sicherheits Firma drine,
    aber immer 12 Std Schichten.
    warum machen die nicht 8Std wäre viel besser.

  • Zitat

    Ist die Arbeit des Ostdeutschen wirklich so viel weniger wert als die des Westdeutschen?


    Ich möchte das ganze mal völlig emotionslos betrachten, es wäre schön, wenn wir auch bei der weiteren Betrachtung dabei bleiben könnten.


    Die Wirtschaft ist keine moralische Anstalt, die nach dem absoluten ethischen "Wert" einer Arbeit fragt. Hier geht es um ganz harte Fakten wie Angebot und Nachfrage oder die wirtschaftliche Produktivität. Und die ist eben leider in den fünf neuen Bundesländern (und auch in einer ganzen Reihe der "alten" Bundesländer - Bremen, Saarland, Teile von NRW, um nur einige Beispiele zu nennen) weit davon entfernt, ein akzeptables Niveau erreicht zu haben. Die Gründe dafür sind vielfältig, eine Diskussion darüber würde den Rahmen des Forums bei weitem sprengen.


    Daran hat im "Osten" auch die alle Maßstäbe sprengende Förderung durch von allen Steuerzahlern zu entrichtende Bundesmittel (Aufbau Ost etc.) nichts geholfen. Auch das ist eine unendliche Geschichte, genauso wie die Ursachen für diese maßlose Geldvernichtung. Ich traue mir hier ein gewisses Urteil zu, weil ich ab 1991 insgesamt über 10 Jahren in den neuen Bundesländern tätig war. Nur zwei Zahlen dazu: Nach dem 2. Weltkrieg bekam die Bundesrepublik (alt) fünf Jahre lang Hilfen aus dem sog. Marshallplan in Höhe von insgesamt etwa 6 Milliarden Mark (also etwa 3,1 Milliarden Euro). Danach war die Wirtschaft soweit wieder auf eigenen Füssen zu stehen und es setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein.
    Für den Aufbau Ost wurden in über zwanzig Jahren als direkte Aufbauhilfe 300 Milliarden Euro eingesetzt, also das hundertfache des Marshallplans. Mit allen Sozialtransfers usw. waren es mindestens 1, 3 Billionen Euro. Trotzdem ist es in diesen 20 Jahren nicht gelungen (von einigen wenigen Insellösungen abgesehen) eine zufriedenstellende, sich selbst tragende Wirtschaft mit ausreichender Produktivität hinzubekommen.
    Solange das nicht der Fall ist, wäre es der endgültige wirtschaftliche Selbstmord in den von Kohl versprochenen "blühenden Landschaften" die gleichen Löhne zu zahlen, die meinetwegen in den Boomregionen Südbayerns oder Baden-Württembergs locker verkraftet werden.


    Jeder in den neuen Bundesländern muss daher für sich selber entscheiden, ob er mit diesen sich auf absehbare Zeit nicht ändernden Rahmenbedingungen lebt oder ob er daraus Konsequenzen zieht.


  • aber immer 12 Std Schichten.
    warum machen die nicht 8Std wäre viel besser.


    Es wird Gründe für diese Schichtlösungen geben. Auch hier kann doch jeder Interessent frei entscheiden, ob er mit den 12 Stunden leben und entsprechen verdienen will oder ob er sich eine Firma mit 8 Stunden-Schichten und dürftiger Bezahlung sucht.

  • Nemere, wenn es mal so wäre, wie behauptet. Ich möchte dich nicht persönlich angreifen, aber ich habe den Eindruck, dass du vielleicht einen etwas verzerrten Blick im Hinblick auf Produktivität hast. Es kommt hier so an, als würdest du Menschen mit Maschinen vergleichen. Alles auf 100% Produktivität auszulegen funktioniert vielleicht für 2 Jahre. Danach hast du aber deinen MA so kaputt gemacht, dass er nichtmal mehr 50% liefern kann.


    Mein Eindruck der Sicherheitsbranche ist, dass jeder Firmenchef nur ein Geschäftemacher ist. Es interessieren nur die Zahlen und nichts anderes. Da kommt der Mensch einfach zu kurz. Ich zumindest weiß von mir, dass ich es nicht schaffe, konstant 100% zu bringen. Bist du da anders?

  • , aber ich habe den Eindruck, dass du vielleicht einen etwas verzerrten Blick im Hinblick auf Produktivität hast. Es kommt hier so an, als würdest du Menschen mit Maschinen vergleichen.


    Habe ich irgendwo von Produktivität im Hinblick auf Menschen gesprochen? Produktivität in volkswirtschaftlicher Sicht ist etwas anderes - ganz primitiv definiert sie sich als das Verhältnis zwischen produzierten Gütern und den dafür benötigten Produktionsfaktoren. Für Güter kannst Du auch Dienstleistungen setzen. Auf gut Deutsch: Bei einer schlechten Produktivität ist der Aufwand zu groß für das was hinten herauskommt oder übrigbleibt.
    Das hat nichts mit einer Ausbeutung von Mitarbeitern zu tun, sondern es kommt darauf an, mit den verschiedenen Produktionsfaktoren so zu agieren, dass insgesamt die Produktivität wächst.


    Tatsache ist, dass grosse Teile der Wirtschaft in den neuen Bundesländern nur existieren, weil
    a) die Löhne geringer sind als im Westen
    b) immer noch riesige Kapitalströme als Dauerförderung über den Aufbau Ost dorthin fliessen.
    Irgendwann wird dieser Kapitalzustrom ein Ende haben. Wenn sich bis dahin keine eigenständig lebensfähige Wirtschaft entwickelt hat, wird der Einbruch noch stärker werden.
    Genau das haben wir doch in einer Reihe von Regionen in den westlichen Bundesländern nach 1990 erlebt. Da gab es z.B. in Nordbayern eine Textil- und Porzellanindustrie, die vor allem von seit 1945 anhaltenden "Grenzlandförderungen" lebte. Als diese Förderungen nach 1990 wegfielen, brachen beide Wirtschaftszweige zusammen, es gingen tausende von Arbeitsplätzen verloren. Textil- und Porzellan spielen heute kaum mehr eine Rolle und die Arbeitslosenzahlen z.B. in Hof oder Wunsiedel haben fast "Ost-"Niveau, weil die Tariflöhne in beiden Wirtschaftszweigen nicht mehr erwirtschaftet werden können.

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